Sabine Eis
Als ich Ende 2010 fünfzig wurde, stellte ich mir die Frage was ich noch gerne machen/lernen würde. Ich habe immer gerne gestrickt und ich wollte der Wolle mal auf den Grund gehen. Ich fand im Internet ein Angebot für ein Wollwochenende – von der Rohwolle über Waschen, Färben, Kardieren, Spinnen bis zum Weben war alles dabei – Perfekt ! Auf ging es in die Uckermark an den Peenestrom. Ein bißchen unwirklich und aus der Welt gefallen war es da – eine fantastische Naturlandschaft. Und ich bin eingetaucht in die Wollwelt.
Meine ersten Spinnversuche waren zwar etwas dicke Drähte, aber es ging mir leicht von der Hand. Und am Webstuhl war es noch deutlicher – ich war angekommen.
Auf dem Weg nach Hause habe ich in Hannover Halt gemacht. Hier hatte vor ich knapp 30 Jahren studiert. Wie durch Zufall landete ich vor dem Geschäft von Frau Tiedemann. Im Schaufenster stand, und das war auch vor 30 Jahren schon so, ein Webstuhl. Und dann erinnerte ich mich, dass ich schon damals immer vor dem Laden stand und ihn bewundert habe. Aber ich bin nie auf die Idee gekommen rein zu gehen und es zu probieren.
Jetzt gab es kein Halten mehr, ab nach Hause und bei ebay ein Spinnrad und einen Webstuhl ersteigert und losgelegt. Aber beim Webstuhl stößt man dann schnell an seine Grenzen. Also einen Kurs gesucht und in Kukate fündig geworden. Zweimal Einführungsseminare gemacht und dann kam der Vorschlag der Webmeisterin:
Überleg doch mal ob du im Herbst nicht die überbetriebliche Ausbildung machen willst.
Da gab es nichts zu überlegen. Dann ging es vier Jahre in Theorie und Praxisblöcken und mit Hausaufgaben auf eine Reise in die Welt des Webens. Und den Abschluß bildete die Gesellenprüfung vor der Handwerkskammer in Lüneburg. Das war im März 2017.
Ich hatte nie das Gefühl mir das Weben aneignen zu müssen, es war schon in mir, ich musste ihm nur Raum geben. Es macht mich unglaublich zufrieden den Prozess vom Faden zum Gewebe zu begleiten. Ich schätze die Logik des Webens und liebe den Klang des Webstuhls beim Arbeiten. Die Konzentration und das Zählen der Musterschüsse hat fast etwas Meditatives. Weben ist pures Glück !
In meinem Duisburger Blumenladen hatte ich mir einen Bereich freigemacht in dem mein Webstuhl stand und ich Strickwolle und Selbstgewebtes verkauft und einen Stricktreff ins Leben gerufen habe. Auch gab es kleine Einführungsseminare für Webbegeisterte. Es macht mir einfach Freude Wissen weiter zu geben.
Nach meinem Umzug nach Ostholstein nimmt jetzt die Weberei immer mehr Raum in meinem Leben ein.